Spaziergang mit Bonanza-Baguette

Neulich wurde mir in der Onko erklärt: „Wir nennen das ein ‚Chemo-Brain‘.“ Dabei handelt es sich keineswegs um eine schlechte Diagnose vor der man Angst haben muss, sondern um die zutreffende Bezeichnung meiner Mitstreiter aus der Onko-Praxis für die kleinen Aussetzer, Gedächtnislücken, Wortverwechslungen oder Hirn-Rülpser, mit denen die Schaltzentrale im Oberstübchen für so manch‘ komische Situation sorgt, wenn man sich in der Chemotherapie befindet. Vor diesem Thema muss man sich meiner bisherigen (kurzen) Erfahrung nach aber gar nicht fürchten. Es gibt einfach Momente im Leben, da ist der Mund schneller als das Gehirn, was im „normalen“ Leben ja auch immer wieder für Lacher sorgt. Ich nehme die Teilzeit-Schussligkeit einfach hin und versuche das Positive oder Lustige in dieser Situation zu erkennen – schließlich ist Lachen eine gute Medizin!

Meine letzte Wortkreation lautet: Bonanza-Baguette.

Irgendwo zwischen Feldern und Blumenwiesen wird das Bonanza-Baguette geboren

Meine letzte Wortkreation, die mein Mann und ich übelst gefeiert haben, lautet: Bonanza-Baguette. Fragt mich bitte nicht, wie ich darauf gekommen bin. Hier hat mein Chemo-Brain zugeschlagen und ich war ihm wehrlos ausgeliefert.

Man stelle sich bitte folgende Situation vor: Wir laufen an einem Sommerabend die Feldwege hinter unserem Wohnort entlang und wir genießen das schöne Sommerwetter, die Ruhe und die Tatsache, dass meine Kräfte nach Chemo-Termin Nummer 3 so langsam wieder zurückkommen.

Irgendwann kommt die Frage nach dem Abendessen auf. Inmitten von Feldwegen, Wiesenblumen und einem naheliegenden Waldstück gehen wir daraufhin unsere Vorräte vor dem geistigen Auge durch und machen uns gegenseitig Vorschläge, was wir nach unserem Spaziergang auf den Teller werfen könnten.

Und dann kommt die ‚Erleuchtung‘ meines Lebens: wir könnten den restlichen Nudelsalat vernichten und uns dazu ein Baguette genehmigen. Ich muss aber gestehen, dass mir die Bezeichnung für das Baguette nicht mehr eingefallen ist… anstatt meinem Mann das Salami-Baguette aus dem Gefrierschrank vorzuschlagen, ersetzte mein Kopf ‚Salami‘ mit ‚Bonanza‘ und das ‚Bonanza-Baguette‘ war geboren.

Man muss auch über sich selbst lachen können

Auch wenn diese Diagnose dich erst einmal aus der Bahn wirft und es leider immer wieder kleine Momente gibt, in denen man nicht stark und kämpferisch sein kann, ist es umso schöner, wenn man einen unbeschwerten Augenblick findet, indem man herzlich lachen kann.

Schöne Gedanken sind wie schöne Blumen oder Schmetterlinge, die man auf einem Spaziergang manchmal unerwartet findet. Man muss stehenbleiben und diese Momente genießen.

Nur so kann man Kraft schöpfen und trotz Schnarchapfel oder anderer Herausforderungen weitermachen. Es sind die kleinen Dinge oder Augenblicke im Leben, die es so liebenswert und kostbar machen.

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