Was ist eine onkologische Anschlussheilbehandlung (AHB) oder Reha?

Ich habe Sabine Dinkels Buch „Krebs ist, wenn man trotzdem lacht“ wirklich gern gelesen, denn in diesem Buch beschreibt die Autorin auf geniale Weise, wie man sich nach der Diagnose Krebs fühlt: So, als wäre man auf einem fremden Planeten abgestürzt.

Von einem Tag auf den anderen wird man aus „dem alten Leben“ gerissen. Pläne, Träume und Hoffnung weichen (Todes-)Angst. So erging es mir zumindest. Bis zum Mai 2020 war meine Krankenakte nicht sonderlich aufregend und dann kommt der Tag an dem mir mein Arzt mitteilt, dass ich Brustkrebs habe. Nächste Station: Port-Implantation. Vorbereitungen für meine Chemo. Ich habe mich wirklich gefühlt, als wäre ich mit einer brutalen Bruchlandung auf einem fremden Planeten ganz hart aufgeschlagen.

Nachdem sich der erste Sturm dieser Bruchlandung gelegt hat, folgt die Behandlungsphase. In dieser Zeit gibt es viele Dinge, die man bisher noch nie machten musste, wie zum Beispiel das erste MRT oder die erste Skelettszintigrafie. Ich weiß – all die neuen Eindrücke, Arztbesuche und teilweise furchterregenden Maschinen können am Anfang belastend sein. Aber keine Angst – ich bin mir sicher, dass du das alles hervorragend meistern wirst. Du weißt ja: Aufgeben ist keine Option!

Irgendwann steht man vor seiner ersten Anschlussheilbehandlung oder einer Reha. Du kannst meiner Meinung nach nun ganz schön stolz auf dich sein, denn du hast bis hierhin viele to-Do’s erfolgreich abarbeiten können! Doch nun stellt sich die Frage:

Wie kann ich eine AHB/Reha beantragen?

Gemäß der Deutschen Rentenversicherung handelt es sich bei einer onkologischen Rehabilitation um eine Maßnahme, die die körperlichen und seelischen Folgen der Tumorerkrankung mildern oder im Besten Fall beseitigen soll.

Soweit so gut. Doch was heißt das genau?

Die AHB/Reha wird mit Hilfe eines Formulars beim Kostenträger wie der Deutschen Rentenversicherung beantragt. Hierbei kann man sich von seinem Onkologen oder den Sozialberatungsstellen im Krankenhaus helfen lassen. Bei mir hat das ein Berater vorgenommen, der mit der Praxis zusammenarbeitet, in der ich meine Bestrahlungen hatte. Es ist gut, sich bei der Beantragung Hilfe zu holen, wenn man unsicher ist oder merkt, dass man z. B. durch die Chemo einfach „keinen Kopf“ für die Dokumente hat. Die Ansprechpartner wissen aus ihrer täglichen Praxis heraus, welche Unterlagen und Arztberichte benötigt werden. Darüber hinaus sind sie eine gute Anlaufstelle für all deine Fragen.

Gut zu wissen: Eine AHB ist eine Rehabilitationsmaßnahme. Sie heißt jedoch Anschlussheilbehandlung, weil diese Reha gleich im Anschluss nach der Behandlung (wie z. B. Chemo, OP, Bestrahlung, usw.) stattfindet.

Nachdem dein Antrag geprüft und bestenfalls bewilligt wurde, wird dir mitgeteilt, wo die Rehabilitation stattfinden wird. Wer im Voraus bereits eine Wunsch Reha-Klinik hat, kann man sie selbstverständlich auf dem Antrag schreiben. So hat es bei mir geklappt, dass ich nun zum zweiten Mal in Bad Trissl sein darf.

Was erwartet mich bei der AHB/Reha?

Steht die Reha-Klinik fest, erhält man von ihr innerhalb kürzester Zeit alle weiteren Unterlagen. Dort ist auch der Anreise-Termin und das voraussichtliche Ende des Aufenthalts enthalten. Des Weiteren können Hinweise zur aktuellen Corona-Lage sowie eine Liste mit den wichtigsten Dingen mitgeschickt werden, die man mitbringen muss.

Die Anwendungen die man während der Reha bekommt, sind vielfältig und hängen natürlich von deiner Diagnose und deinem aktuellen Gesundheitszustand ab. Nach deiner Anreise wirst du schnell das Team rund um Krankenschwestern, Pfleger, Ärzte, Therapeuten und Berater kennenlernen. Mit ihnen steckst du deine Ziele ab und du kannst die Themen ansprechen, die dir aktuell noch Probleme bereiten und du Hilfe, Behandlung oder Beratung benötigst. Bei den Aufnahmegesprächen wird dir das Angebot an Anwendungen vorgestellt und darauf aufbauend wird dein Trainings- und Anwendungsplan erstellt.

Hier ist eine unvollständige Liste der Reha-Angebote, die dir evtl. gemacht werden könnten:

  • Gymnastik/Reha-Sport/Pilates/Yoga
  • Herz-Kreislauf-Training
  • Krafttraining
  • Wassergymnastik
  • Mobilisation/Training bei Schulter-Arm-Problemen
  • Training zur Verbesserung der Koordination
  • Nordic Walking oder therapeutische Wanderungen
  • Massagen, Lymphdrainage, Wärmebehandlungen
  • Psychologische Betreuung (Einzelgespräche oder Termine in der Gruppe)
  • Entspannungstherapien
  • Kunst-Therapie, Arbeitstherapie (Basteln, kreatives Werken)
  • Ernährungsberatung
  • Sozialberatung, uvm.

Vielleicht sendet dir deine Reha-Klinik eine Informationsbroschüre zu ihrem Leistungskatalog an und du kannst dir im Vorfeld schon einmal ein Bild davon machen, was du auf jeden Fall ausprobieren möchtest. Auch, wenn du dir unsicher bist und du einige Sportarten vorher noch nie gemacht hast, kann es nicht schaden, es zumindest einmal auszuprobieren. Natürlich versteht sich das immer im Einklang mit deinem körperlichen und seelischen Zustand. Zusammen mit dem Reha-Team kannst du festlegen, welche Schwerpunkte für dich wichtig sind. Wer weiß, vielleicht entdeckst du durch die Reha wieder etwas Neues für dich und hast Spaß an neuen Tätigkeiten oder Sportarten. Im schlimmsten Fall merkst du einfach, dass dir z. B. Pilates nicht gefällt, aber dafür hattest du bei Wassergymnastik mehr Spaß, als du es dir vorher jemals vorgestellt hast. Teste einfach aus, was geht und sei stolz auf deine Fortschritte!

In den kommenden Beiträgen werde ich dir erzählen, was ich in meinen Reha-Koffer eingepackt habe, um es mir hier so angenehm wie möglich zu machen und ich gebe dir noch ein paar Tipps zur Freizeitgestaltung am Wochenende.

Bis dahin alles Gute und herzliche Grüße,
Maddi

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